Stallbau: Eine Herberge für Roboter | Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt

2022-07-22 09:26:37 By : Mr. Daniel sun

Einen gewöhnlichen Stall haben die Kühe der Familie Stadler nicht erhalten: Der Bau wurde passend gemacht für die helfenden Roboter, aber erst recht natürlich für die Kühe und vor allem die Menschen – es lohnt sich genauer hinzuschauen.

Einen neuen Stall rund um eine Maschine zu planen, ist bei einem Melkroboter sicher nichts Ungewöhnliches mehr. Doch bei Familie Stadler aus Pfaffing, direkt am Irschenberg, stand im Mittelpunk ihres Neubaus ein Sauger, genauer gesagt ein Saugroboter für die Exkremente ihrer Kühe. Er hat das Konzept des neuen Laufstalls maßgeblich beeinflusst.

„Uns war von Anfang an klar, dass wir keinen Spaltenboden im neuen Stall wollen, und der Collector schien uns auf Anhieb als die Lösung für unseren Betrieb“, erzählt Betriebsleiter Thomas Stadler. Da war klar, es mussten planbefestigten Laufflächen werden. Dass die junge Familie mit vier Burschen, allesamt potenzielle Hofnachfolger, zudem in einen Melkroboter investierte, war eigentlich für alle am Hof von vornherein klar.

„Meine Frau Kathrin und ich, wir waren uns einig: Wenn wir nicht bauen, wer soll᾽s dann tun?“, sagt der 35-jährige Familienvater, Vollblutbauer und Viehhändler überzeugt. Die familiäre Situation sei ideal, die Begeisterung für die Tiere auch beim Nachwuchs schon vorhanden und die Weichen für die Zukunft somit allem Anschein nach gestellt. „Außerdem rückt das Anbindehaltungs-Verbot immer näher“, so Stadler.

Noch bis vergangenes Jahr hat man am Steffe-Hof gut 40 Kühe selbst in einem solchen Anbindestall mit Mittellangstand und Halsrahmen-Aufstallung gemolken. Zwar war dieser mit dem Stapler befahrbar und die Tiere hatten von Mai bis Oktober Zugang zur Weide – daran hat sich auch nichts geändert – doch arbeitstechnisch war der 29 Jahre alte Stall einfach überholt.

„Wirklich Freude hatte keiner mehr an diesem Arbeitsplatz und für die Kühe war es auch beschwerlicher“, wie Kathrin Stadler findet. Jungviehaufzucht gibt es keine am Hof. Doch beim Neubau wurde nun der entsprechende Platz für eine mögliche Erweiterung um einen Jungviehstall auf der Südseite eingeplant. Überhaupt ließ Familie Stadler gemeinsam mit landplan.bayern dem Innovationsgeist freien Lauf bei der Konzipierung ihres neuen 54,20 auf 23,70 m großen Laufstalls.

„Am ersten September letzten Jahres war Baubeginn und wir haben das Gebäude mit vereinten Kräften eigentlich in gut drei Monaten hingeklatscht“, sagt Thomas Stadler, lacht und ist sichtlich erleichtert, dass alles so reibungslos geklappt hat und das vor allem vor der Preisexplosion. „Momentan ist es blanker Wahnsinn!“ sagt er, schüttelt den Kopf und beziffert die Kosten für den Kuhplatz bei sich noch auf etwa 10 000 €, mit viel Eigenleistung. Somit liege die Gesamtbausumme bei rund 700 000 € netto. Das wäre noch zu stemmen, aber derzeit unvorstellbar. „Keine Ahnung, wo das noch hinführen soll“, meint er fassungslos.

Verwendet wurde viel Holz aus dem eigenen Wald. Die Betonplatte für den Unterbau des Gebäudes konnte mit vereinten Kräften innerhalb weniger Tage verwirklicht werden. Die Laufflächen sind mit Gummimatten ausgestattet, die den Klauenabrieb fördern. Zudem wurde der neue luftig-helle Stall mit Pultdach so konzipiert, dass den Tieren ein innenliegender Laufhof (2 m x 54 m) zur Verfügung steht. Dies wirkt sich über die Umweltreize nicht nur direkt positiv auf das Wohlbefinden der Tiere aus, sondern wird auch im Rahmen der Stallbauförderung berücksichtigt.

Dass sich die Stadlers überhaupt viele Gedanken über Baudetails oder besonders nachhaltige Baulösungen gemacht haben, zeigt auch die Tatsache, dass sie sich für eine Dachbegrünung entschieden haben. Dazu hat man im Vorfeld zwei derartige Systeme angesehen und war davon überzeugt. „Das Dach darf dafür auf keinen Fall zu steil sein, denn sonst kann es sein, dass der ganze, insgesamt 12 Zentimeter hohe Aufbau wieder abrutscht“, erklärt Thomas Stadler. Er ergänzt: Einsäen habe man jedoch im Oktober nicht mehr können, zu groß war die Gefahr, dass nichts mehr aufgeht und alles erfriert. Aber dafür sei man nun umso gespannter, wie es funktioniere und wie gut die Dachbegrünung anwachse.

Im April war die ganze Familie damit beschäftigt, die extra bienenfreundliche Blühmischung auf das Granulat auszubringen. „Unser Opa hat einige Bienenvölker und wir hoffen, dass die dann auch etwas davon haben“, sagt Kathrin Stadler. Etwa 1500 € kostet diese Ökomaßnahme auf dem Dach die Milchviehhalter.

„Außerdem sind wir natürlich gespannt darauf, welchen positiven Einfluss das Gründach auf das Stallklima hat“, sagt ihr Mann. Über die Verdunstung der Pflanzen und die Absorbierung der direkten Sonneneinstrahlung erhofft er positive Effekte gegen den Hitzestress.

Und noch etwas komme hinzu: „Die Landratsämter legen immer größeren Wert darauf, dass sich neue Stallbauten mit ihrem Erscheinungsbild in die Landschaft integrieren. Da sind wir mit unserem Gründach natürlich fein raus, inklusive positivem Effekt auf unsere ganz eigene betriebliche Klimabilanz“, sagt der innovative Milchviehhalter. Zumindest zählt das Dachgrün zu einem Drittel als Ausgleichsfläche, „somit muss ich nur acht Apfelbäume pflanzen“, sagt Stadler.

Doch nicht nur die Ökologie, sondern eben auch die Arbeitswirtschaft spielt eine ganz wichtige Rolle im neuen Laufstall der Stadlers. „Oft muss ich alleine zurechtkommen, gerade vormittags, wenn mein Man beim Viehhandel unterwegs ist“, berichtet die Betriebsleiterin. Der automatische Futterschieber nimmt ihr dann schon mal eine der körperlich am anstrengendsten Arbeiten im Stall ab. Etwa 15-mal am Tag kommt er zum Einsatz und die bunte Kuhherde der Stadlers dankt es mit einem Stalldurchschnitt von gut 8000 kg Milch.

Das Kraftfutter bekommen die Tiere individuelle im Melkroboter. Der Spaltensauger, der mit Unterdruck arbeitet, 11-mal am Tag auf verschieden Routen im Stall seine Kreise zieht und sich automatisch über einem Abwurfschacht in die Güllegrube entleert, ist ebenfalls ein technischer Helfer, den Stadlers nicht mehr missen möchten. Diese Arbeiten händisch durchzuführen, würden sie auch schlichtweg nicht mehr schaffen, denn jeder hat neben der Landwirtschaft noch genügend andere „Baustellen“.

Den Melkroboter haben die Kühe binnen kürzester Zeit gut angenommen. „Natürlich gibt es immer Tiere, die man aus welchem Grund auch immer, nachtreiben muss. Aber diese Arbeit ist körperlich leicht zu schaffen und am Computer, der über das Herdenmanagement-Programm zum Beispiel auch die Erkennung der Brunst übernimmt, behält man den Überblick“, schildert Kathrin Stadler die neuen Möglichkeiten.

Die Familie hat sogar neben der Roboter-Box eine separate Melk- bzw. Behandlungsbox. „Das ist so praktisch, wenn wir uns ein Tier mal genauer anschauen oder es gezielt behandeln müssen. Dann steht auch der Roboter nicht still und der Betriebsablauf wird nicht gestört“, berichtet die Landwirtin. Den Kostenpunkt für diese Vorzeigemaßnahme in Sachen Arbeitsschutz beziffert ihr Mann auf 200 € (gebraucht über das Internet erstanden).

Zudem gibt es im modernen Laufstall 72 Tiefboxen, die mit einer Pferdemist-Kalk-Mischung eingestreut werden. Pferdemist ist vorhanden, da die Familie auch leidenschaftlich oberbayerische Kaltblüter züchtet. Drei flexible Abkalbebuchten sowie sechs feste Selektionsplätze, z. B. für Kühe zur Besamung erleichtern ebenfalls die Arbeit. „So sind durchaus auch mal 70 Tiere alleine zu managen“, wie Kathrin Stadler erklärt. „Und vor allem sind wir viel flexibler als vorher“, ergänzt ihr Mann.

Die derzeit 65-köpfige Milchviehherde soll noch etwas aufgestockt werden, was die technischen Helferchen leicht noch ermöglichen. „Wir sind offen gegenüber Neuem und versuchen Innovationen optimal für uns zu nutzen, vom Güllesauger bis zur Bienenweide auf dem Dach. Natürlich darf bei allem auch die Freude an der Tierhaltung nicht verloren gehen und das mit gutem Gewissen und nicht dauerhaft am Rande der Belastungsgrenze“, da sind sich Kathrin und Thomas Stadler einig. Mit ihrem neuen Milchviehstall sind sie für die ganze Familie einen wichtigen Schritt in Richtung Zukunft gegangen.

Das Wochenblatt hat zwei Betriebe bei der Umstellung von Anbinde- auf Laufstallhaltung begleitet und zeigt Baulösungen.

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